Glenn Greenwald: »Die globale Überwachung«

Buchvorstellung:

»Glenn Greenwald: Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen«

Privatfoto Buchcover Gleen Greenwald
Privatfoto des Buchcover von O. F.

(O. F.) Im Sommer 2013 veröffentlichte der US-amerikanische Journalist, Autor und Rechtsanwalt Glenn Greenwald eine Reihe von Artikel in der britischen Tageszeitung Guardian über die totale Überwachung und Kontrolle des World Wide Web durch den US-amerikanischen Geheimdienst NSA (National Security Agency) und anderer angelsächsischer Nachrichtendienste. Die Basis dieser Berichterstattung waren Geheimdienstunterlagen, die der frühere Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower Edward J. Snowden im Juni 2013 in Hongkong den Journalisten Glenn Greenwald, Ewen MacAskill sowie der Dokumentarfilmerin Laura Poitras übergab.

Die NSA-Spitzel-Affäre

Diese Dokumente bewiesen, dass mit den Überwachungsprogrammen: PRISM und XKeyscore, persönliche Informationen von Anwendern im Internet ausgespäht und gesammelt wurden. Es stellte sich ferner heraus, dass die großen US-amerikanische IT- und Internetunternehmen, wie zum Beispiel: Apple, Google und Facebook, mittelbar beteiligt gewesen sind an dieser Überwachung.

Aufbau und Inhalt

In seinem 2014 erschienen Sachbuch: »Die globale Überwachung« geht Greenwald ausführlicher auf die NSA-Spitzel-Affäre ein. Dabei ist sein Buch folgendermaßen strukturiert: Vorwort und Einführung, 1.) Kontaktaufnahme, 2.) Zehn Tage in Hongkong, 3.) Alles sammeln!, 4.) Gefahren der Massenüberwachung, 5.) Die vierte Gewalt sowie Nachwort und Dank.

Bei der äußerst interessanten und teilweise spannenden Lektüre, wird einem nicht bloß das ganze Ausmaß der globalen Massenüberwachung durch die NSA und ihrer Schergen vor Augen geführt, sondern vielmehr auch auf die Persönlichkeit Edward J. Snowden und seiner Motive eingegangen. Daneben geht er auf die Folgen der illegalen Massenüberwachung von US-amerikanischen Staatsbürgern ein und auf das hohe Gut der Privatsphäre. Er weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass diejenigen, welche die Privatsphäre der Menschen als unwichtig abtun, gerade diejenigen seien, die alles Mögliche tun, um Ihre eigene Privatsphäre zu schützen. Er verdeutlicht dies unter anderen am Beispiel des Facebook-Gründers Marc Zuckerberg, der eine Reihe von Häusern im direkten Umfeld seines Grundstücks aufkaufte, um mehr Privatsphäre zu haben.

Darüber hinaus weist Greenwald auf einen besonders wichtigen Punkt hin, nämlich: Dass die Überwachungspraxis der NSA, keinen drohenden terroristischen Angriff verhindert habe. Vielmehr beeinträchtige die Massenüberwachung und die hiermit verknüpfte Datenflut, eine effiziente und effektive Arbeit zur Entdeckung terroristischer Verschwörungen oder Vereitelung von Anschlägen. Im Umkehrschluss kann daraus der Schluss gezogen werden, dass eine bewusste und differenzierte Überwachung, zu genaueren Informationen führen könnte.

Bemerkenswert sind Greenwalds Erläuterungen zu den US-Medien. Eine wesentliche Aufgabe des Journalismus sei darin zu sehen, wie er schreibt, dass die politischen Medien staatlichen Machtmissbrauch aufdecken sollten. Dies sei jedoch nur mit Journalisten möglich, die eine unabhängige und kritische Haltung gegenüber den politischen Machthabern haben. Dies sei in den US-Medien jedoch kaum mehr der Fall. Weil diese sich lieber in unterwürfiger Haltung vor den Karren der jeweiligen US-Regierung spannen lassen, um deren Position zu stützen. Ein Beleg dafür sei darin zu sehen, dass beispielsweise der frühere Chefredakteur der New York Times – Bill Keller – im Jahre 2010 im Rahmen einer BBC Sendung erklärt habe, dass die New York Times von der US-Regierung Vorgaben bekomme, was sie publizieren könne und was nicht. (Vgl. S. 340)

Ob man darunter noch freien und unabhängigen Journalismus verstehen kann, ist fraglich. An einem anderen Punkt seiner Argumentation erklärt Greenwald in dieser Beziehung, dass: »Die großen amerikanischen Medien [.] alles andere als eine unabhängige, von außen wirkende Kraft [seien; O. F.]. Vielmehr sind sie ein integraler Bestandteil der vorherrschenden politischen Macht. In kultureller, emotionaler und sozioökonomischer Hinsicht handelt es sich um ein und dieselbe Clique.« (S. 342)

Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die US-Mainstream-Medien ihre Funktion als vierte Gewalt in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht gerecht werden können. Abschließend lässt sich festhalten, dass Glenn Greenwald ein wichtiges Buch zur NSA-Spitzel-Affäre vorgelegt hat. Und die Themen: Staatliche Überwachung und Schutz der Privatsphäre in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht hat. Es ist ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument, das nichts an Aktualität verloren hat. 

Bibliografische Angaben:
Glenn Greenwald: Die globale Überwachung. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen. Erweiterte Taschenbuchausgabe. München: Knaur 2015, 384 S. ISBN: 978-3-426-78691-8. Preis: ca. 10,- €. 

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